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Das Internet und die Kinder - Unsere Variante

Das Internet vergisst nichts. Dies war auch der Grund, warum sich mein Mann und ich schon vor der Geburt unserer Tochter Lena vor zwei Jahren Gedanken darüber machten, ob wir unser Baby der Öffentlichkeit zeigen, oder nicht. In der Schwangerschaft ging ich sehr offen mit dem Thema «Nachwuchs» um, zeigte auch hie und da meinen grossen Bauch und sprach öffentlich über die Geburt und unsere Gedanken zur Familienplanung. Gleichzeitig war mir bewusst, dass viele Fachleute Bilder von oder mit Kindern sehr heikel finden. Es ist tatsächlich so, dass ein Foto, welches sich einmal im Internet befindet, unkontrollierbar überall sein kann – auch bei Leuten, die besser nie ein Kinderfoto sehen würden.

 

Als in der Öffentlichkeit stehende Person, ist diese Entscheidung, das Kind zu zeigen oder nicht, aber etwas schwieriger zu fällen. Denn was ist, wenn mich meine Tochter aus stilltechnischen Gründen an einen öffentlichen Auftrag begleitet und sich dann ein Fotograf ein Bild erlaubt und dieses publiziert? Dann hätten wir absolut keine Kontrolle über dieses Foto. Ausserdem gehört meine Familie zu mir und ist Teil meiner persönlichen Definition.

 

Bei Fotoshootings unsere Tochter immer nur von hinten zu zeigen, fanden wir zuerst einen sehr interessanten Ansatz. Bei genauerem Betrachten mussten wir jedoch feststellen, dass dies jedes Mal sehr gestellt und künstlich wirkt, was absolut nicht unser Stil ist. Ausserdem kommuniziert Lena sehr gerne mit anderen Menschen und wir müssten immer tief in der Trickkiste wühlen, um unsere Tochter zum Wegschauen zu bringen. Deswegen einigten wir uns darauf: Lena darf bei Shootings für die Öffentlichkeit dabei sein, sofern bei der Realisierung absolut Rücksicht auf ihre Wünsche und Bedürfnisse genommen wird. Hat sie keine Lust mehr, wird eine Pause eingelegt oder das Shooting ganz abgebrochen – und dies kam bereits mehrmals vor. Wir haben den Eindruck, dass wir als Eltern viel mehr zu Bildern und der Art und Weise der Veröffentlichung sagen können, wenn wir mit den Medienhäusern zusammenarbeiten, als wenn wir unsere Tochter verstecken würden.

 

Kürzlich verwies ich auf meinem Social-Media-Account mit einem Selfie auf einen Shooting-Halbtag, ohne dass mein Kind darauf war. Umso mehr erstaunte mich der Kommentar einer Abonnentin, die meinte, das arme Kind würde der ganzen Schweiz vorgeführt werden und sie betitelte mein Verhalten zusätzlich als egoistisch und unverständlich. Notabene war nicht einmal klar, ob meine Tochter beim Shooting dabei war, oder nicht.

 

Mich beschäftigten diese Aussagen, zumal mein Mann und ich das Thema ja bewusst für uns besprochen und eine Handhabung zurechtgelegt haben. Ich verzichte auf das Veröffentlichen von irgendwelchen Schnappschüssen meiner Tochter auf Social-Media und überlege mir immer ganz genau, welche Fotos ich mit Lena teile, wie sie drauf ist und welche Botschaft ich damit senden möchte. Ich könnte täglich zig süsse Fotos von Lena veröffentlichen, hätte eine grössere Reichweite und viel mehr Abonnenten, aber das tue ich ganz bewusst nicht.

 

Laut Experten ist übrigens nicht einmal das Verschicken von Bildern via Whatsapp sicher, denn seit diese Plattform zu Facebook gehört, weiss niemand genau, wo die Fotos sonst noch überall landen. Auch die Privacy-Einstellung in anderen sozialen Netzwerken wecken eine trügerische Scheinsicherheit.

 

Für Werbefotos haben wir ebenfalls eine Abmachung: Sobald Lena erkennbar auf Werbung ist, bekommt sie einen angemessenen Batzen in ihr Kässeli. Ausserdem macht sie nur bei Projekten mit, wo wir als Familie hinter dem Produkt stehen können.

 

Ich glaube, unser Kind, oder bald unsere Kinder, können durch diese klare Strategie ein Bewusstsein entwickeln, wie man mit Fotos im Netz oder in der Öffentlichkeit umgehen kann und welche möglichen Gefahren dahinter lauern. Schlussendlich ist es jedoch wie überall: Die Eltern übernehmen die Verantwortung für ihre Kinder und handeln nach bestem Wissen und Gewissen – auch wir.

 

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